Die Ausstellung: Geschichte der Familie und der Fabrik Zsolnay präsentiert die herausragenden Momente der Zsolnay Dynastie von den einfachsten Industriekeramiken bis zu den prachtvollsten Kunststücken.
Die Anfänge
Die Geschichte der Zsolnay-Fabrik ist mit wichtigen Meilensteinen der ungarischen Geschichte verwoben. Die Fabrik wurde in der sogenannten Bach-Ära (1850-1860) gegründet, ihre Blütezeit ist mit dem Zeitalter der Doppelmonarchie Österreich-Ungarns verbunden. Der erste Weltkrieg und das Friedenswerk von Versailles unterbrachen diese großzügige Entwicklung. Die Zwischenkriegszeit war das Zeitalter des Neubeginns und der Modernisierung der Fabrik. Zu einer erneuten Wende führte die Verstaatlichung, die Unterbrechung der Traditionen, dann die künstlerisch-technischen Versuche, die vorhatten, alte Traditionen wieder lebendig zu machen. Junge Gewerbekünstler erschufen eine neue Formsprache an den Produkten der Fabrik, wobei sich allmählich größerer Bedarf zeigte, auch die traditionellen Techniken und Formen zu bewahren.
Zsolnay: Familie und Fabrik
Die Geschichte der Fabrik ist gleichzeitig die reizende und weitverzweigte Geschichte der Familie Zsolnay. Am bekanntesten ist die Gestalt des Gründervaters, des genialen Keramikers Vilmos Zsolnay. Die Ausstellung erinnert auch an Diejenigen, ohne die dieser reiche Kulturbesitz nie entstanden wäre. Miklós, der Sohn von Vilmos Zsolnay war Handels- und Geschäftsmann, er gewährte, dass die Fabrik im Eigentum der Familien blieb und ihre führende Marktposition beibehielt. Julia Zsolnay ist für die breitere Öffentlichkeit als Designerin bekannt, es ist jedoch weniger bekannt, dass sie auch Malerin war. Ihre Schwester, Teréz spielte als Designerin eine hervorragende Rolle, ihr ist ferner das Zusammensammeln und die Behütung des Zsolnay-Erbgutes zu verdanken. Der Ehemann von Julia, Tadeusz Sikorski machte sich in der Geschichte der Fabrik nicht nur als Designer, sondern auch als Architekt Namen. Der Ehemann von Teréz, Jakab Mattyasovszky trug als Geologe zu den Entdeckungen seines Schwiegervaters bei. Auch andere Familienmitglieder, deren Tätigkeit nicht so spektakulär war und heute nicht mehr so bekannt ist, als die ihrer Vorgänger, waren auch an der gemeinsamen Arbeit beteiligt. Die Ausstellung stellt auch die Bemühungen der Enkelkinder, die um die Gewährung des Weiterbestehens der Fabrik gemacht wurden, vor. Ohne die von ihnen eingeführten technischen Innovationen würde die heutige Fabrik nicht betriebsfähig sein.
Vom Ziergefäß bis zum Porzellanisolierer
An der vergangenen Jahrhundertwende war die Zsolnay-Fabrik Österreich-Ungarns größter Keramikbetrieb, wo Alltags- und Ziergefäße, Baukeramik und Ofenkachel, Porzellanisolierer und Steintonröhren hergestellt wurden. Ab 1902 war auch ein familieneigener Betrieb in der Budapester Öv Straße tätig. In der Budapester Porzellanfayence AG wurden vorwiegend Tonfliesen und Isolierer hergestellt. Der Betrieb blieb bis zur Verstaatlichung im Jahre 1948 im Eigentum der Familie, und war eine selbständige Produktionsstätte.
Die Erneuerer und ihre Innovationen
Zu den Erfolgen trugen die Erfindungen von Vilmos Zsolnay wesentlich bei, von denen sich die Fabrik mit der Porzellanfayence und der Eosin-Technik weltweit Namen machte, während aber der Pyrogranit eine ganze Baustilrichtung, die Sezession, die ungarische Abart des Jugendstils an der Fin de siècle inspirierte. Auch die Arbeiter der Fabrik sollten nicht in Vergessenheit geraten, von denen viele durch Generationen zu den künstlerischen und geschäftlichen Erfolgen der Fabrik beitrugen, und deren Hervorragendsten auch nach der Verstaatlichung die Expertise und hohes Niveau beibehielten, durch die die dauerhaften Erfolge der Produktion der Fabrik jeweils bedingt waren. Einer von ihnen, István Kovács hielt die Tradition der Eosin-Herstellung bei, die er zugleich am Ende der 1950er Jahre mit seinen Innovationen bereicherte. Durch diese künstlerische Tradition waren die von den 1960er Jahren eine neue Formsprache einführenden jungen Gewerbekünstler, Antal Gazder, János Török, György Fürtös, Judit Nádor inspiriert, die heute schon als Klassiker des ungarischen Designs gelten.