Jedes Stück der Kunstsammlung von Dr. László Gyugyi machte einen langen Weg, bis sie in ihren Herstellungsort zurückfand. Die einst weltberühmte Fabrik von Vilmos Zsolnay hat heute schon als neues Kulturviertel der Stadt den zurückgekehrten Prachtstücken ein Zuhause geboten. Im Kulturviertel Zsolnay, in der renovierten Sikorski-Villa erwarten die schönsten Keramikgegenstände aus dem goldenen Zeitalter der Fabrik die Besucher.
Historismus, Jahrhundertwende, Jugendstil
Die beinahe aus 600 einzelnen Kunststücken bestehende Kunstsammlung von Dr. László Gyugyi stellt beispiellosen Wert dar. Die Kunststücke sind Produkte der Zsolnay-Fabrik aus einer von 1870 bis 1910 dauernden vierzigjährigen Periode, die drei große Zeitalter umfassen: den Historismus, die Fin de Siécle und den Jugendstil.
Für die im Historismus (1878-1885) entstandenen Kunstgegenstände sind neben Naturmotiven die eigenartigen Quellen nationaler Geschichte charakteristisch. Die Zsolnay-Töchter, Julia und Teréz waren für die Sammlung der Ornamente zuständig. Die Sammlung wird dadurch unikal, dass auch Kunststücke aus dieser Periode ausgestellt werden, die von den beiden Töchtern gemalt, signiert und datiert worden sind.
Diese Ära der Fabrik wurde durch den Designer Ármin/Hermann Klein geprägt, der die abendländische Orientation vertreten hat, und Maler, Bildhauer, Form- und Dekordesigner in einem war. Seine Arbeiten stellen neoklassizistisch geformte Figuren der griechischen Mythologie, Figuren in Renaissance-Kleidung, Porträten nach altdeutschem Stil und Szenen aus dem ungarischen "Volksleben" dar.
Anlässlich des Millenniums der Landnahme des ungarischen Stammesverbandes (1896) hat Vilmos Zsolnay eine neue Glasurtechnik entwickelt, die er zur Ehre des Jubiläumsjahres "Millenniumstechnik" nannte. Später führte er die heute als Eosin bekannte und bewunderte farbwechselnde Glasurtechnik auf den Markt ein, die wie Edelmetalle und Edelsteine schillert. Zu dieser Ära gehören auch die mit indischen, japanischen und chinesischen Motiven gezierten Kunstgegenstände. Das Heranziehen orientalischer Motive wurde durch die Erforschung der eventuellen asiatischen Herkunft des Ungarntums motiviert. Die Eosin-Technik machte die Fabrik weltbekannt und machte Vilmos Zsolnay unvergänglichen Namen.
Nach dem Tode von Vilmos Zsolnay wurde die Fabrik von Miklós, seinem Sohn übernommen. Zwischen 1900-1921 prägte er die Geschichte der Fabrik. Er lud József Rippl-Rónai, Sándor Apáti Abt, sowie andere junge Maler aus der Jugendstilgeneration zu sich ein. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jhs. wurden fünf Künstler, drei Bildhauer und zwei Maler in der Abteilung für Produktentwicklung beschäftigt. Sándor Apáti Abt spielte bei der künstlerischen Arbeit der Jugendstil- Ära eine bedeutende Rolle. Er lebte und wirkte 10 Jahre lang in Pécs. Er war sehr fruchtbarer Künstler, er formte die figuralplastischen Elemente des Zsolnay-Mausoleums samt Reliefs des Eosin-Sarkophags.
Die Kunstsammlung wurde im Rahmen des Projektes Pécs 2010 Kulturhauptstadt Europas im Kulturviertel Zsolnay untergebracht. Der würdige Ausstellungsort wurde in der renovierten, im Jugendstil aufgebauten Sikorski-Villa gefunden.