Die Ausstellungsgegenstände sind alle von abweichender Formung. Die handgemachten pinken Gefäße unterscheiden sich voneinander entweder durch ihren Ausguss oder Griff oder Gestalt, aber nicht selten auch durch ihre Glasurfarbe. Die von Barnabás Winkler gesammelte Kollektion der pinken Zsolnay-Keramiken ist gleichwertig mit der Ausstellung „Das goldene Zeitalter der Zsolnay-Fabrik“, in der László Gyugyis Kunstsammlung vorgestellt wird.
„AM ANFANG WAR ES PINK…”
Eine neue, einzigartige Ausstellung erwartet die Besucher im Kulturviertel Zsolnay. Die Ausstellung „Am Anfang war es pink…“ stellt die aus mehreren Kunststücken bestehende Kollektion des Architekten, Doktors der Künste und Mitglieds der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Barnabás Winkler vor, in der die zum Alltagsgebrauch vorgesehenen pinken Produkte der Zsolnay-Fabrik ausgestellt werden.
Laut Aussagen der Mitglieder der Familie Zsolnay wurden die Ausstellungsgegenstände in der Fabrik seit ihrer Gründung bis zur Wende des 19-20. Jh. in größerem Volumen und in immer wieder besserer Qualität hergestellt. Samt Wasserröhren und Baukeramiken dienten diese Gegenstände dazu, die finanzielle Grundalge für die Unterhaltung der sich entwickelnden Fabrik zu schaffen.
Die ursprüngliche Manufaktur wurde von Miklós Zsolnay gegründet, dessen älterer Sohn, Ignác sie zwischen 1853-1865 führte. Erst nachdem der Betrieb von seinem jüngeren Bruder, Vilmos, übernommen worden war, nahm die Entwicklung der pinken Produkte ab den 1880er Jahren Aufschwung.
Der erste Ausstellungssaal möchte das Milieu des einstigen Magazins der pinken Produkte wachrufen, von dem die Tochter von Vilmos Zsolnay, Teréz, folgendes in ihren Memoiren aufzeichnete: "Das zweistöckige Magazingebäude ist in der Felsővámház Str. aufgebaut worden. Im Obergeschoß wurden die pinken Produkte untergebracht: 330 verschiedene Formen in 840 verschiedenen Größen bzw. Ausfertigungen. Es gab hier alles von Spielgefäßlein und Küchenschüsseln bis zum dreißig Liter großen Schmalzkübel, von Wasch- und Essgarnituren bis zu mit Glanzgold gezierten Vasen und Aschenbechern. Wenn die Sonne durch die südlich gelegenen langen Fenster schien, schien auch noch die Luft pink zu sein. Diese perfekt verarbeitete, gleichmäßige rosarote Glasur war das Ergebnis der zu Beginn der 1880er Jahre begonnenen Pink-Versuche, mit der dann lange Jahre verschiedene Gebrauchsgefäße glasiert wurden. Die schöne Farbe wurde dermaßen beim Publikum aufgenommen, und ihre Produktion erreichte deshalb solche Dimensionen, dass es notwendig wurde, ein so großes Magazingebäude zu bauen."
Die Ausstellung „Am Anfang war es pink“ setzt sich zum Ziele, die schönsten Stücke der Gebrauchsgefäße vorzustellen. In der Ausstellung wird gezeigt, dass diese Gegenstände in den ersten Jahrzehnten meistens handgemacht wurden, daher findet man keine Gleichen unter ihnen. Sie unterscheiden sich entweder durch ihren Griff, ihre Gestalt, aber nicht selten auch durch die Farbe der Glasur. Die meisten der Ausstellungsobjekte zeugen selbst von ihrem hohen Lebensalter, aber die Tatsache an sich, dass sie das vergangene Jahrhundert überlebten, belegen, dass sie von ihren Eigentümern mit gebührender Behutsamkeit und Hingabe benutzt wurden.
Im Laufe der Jahre wurden die pinken Gebrauchsgefäße sowohl im Inland als auch in den benachbarten Ländern zu beliebten Einrichtungsgegenständen von Küchen, sowie Bade-, Ess- und Arbeitszimmern. Sie wurden sowohl auf dem Lande als auch in den städtischen Haushalten gebraucht. Die meisthergestellten Produkte waren die einfachen Teller, Weinkrüge sowie Schmalz- und Marmeladenkübel. Die Stücke der pinken Kollektion waren sowohl in städtischen Gaststätten und Eigenheimen als auch in dörflichen Gasthäusern und Privathaushalten beliebt.
Im Laufe der Entwicklung der Manufaktur wurden die zunächst einfachen, platten Formen allmählich, jedoch bei Beibehaltung der Farbe gezierter geformt. Die volkstümlich gearteten Gefäße erhielten nicht selten eingeprägte, stuckartige Schichten, oder bei Beibehaltung ihrer Form wurden sie durch handgemalte Motive eigenartiger. Die Formveränderung der Gebrauchsgegenstände tendiert in Richtung der Ziergegenstände, aber die grundsätzliche pinke Farbe der Gefäße ist noch lange beibehalten worden.
Die Ausstellung "Am Anfang war es pink…" stellt das Ergebnis der jahrzehntelangen Sammelfleißes von Barnabás Winkler dar.
Der Architekt, Doktor der Künste und Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Barnabás Winkler wurde 1946 in Szombathely geboren. Er absolvierte seine Schulen in Sopron, und nach Studium an der Technischen Universität zu Budapest erhielt er sein Architektendiplom im Jahre 1970.
Zwanzig Jahre lang war beim staatlichen Architektenunternehmen Iparterv tätig. Seine Tätigkeit als Architekt setzte er dann in dem 1989 von ihm gegründeten HAP Architektenbüro fort. Die aufgrund seiner Pläne gebauten bedeutenden Gebäude sind die Niederlassung des Hauptstädtischen Apothekenzentrums, das Einkaufs- und Erlebniszentrum Campona, das Bürohaus D des Infoparkes, das Studio- und Verwaltungszentrum MCC des Fernsehsenders RTL Klub, das Veranstaltungszentrum Campona, sowie das Bürohaus Stefánia Park, das durch Umbau der ehemaligen Botschaft der DDR in Budapest entstanden ist.
2003 hat er die Galerie HAP gegründet, in der bislang über hundert Ausstellungen über die bedeutendsten ungarischen Architekten des vergangenen Jahrhunderts und über die in Sopron sesshaften Künstler veranstaltet wurden. In der Galerie wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Bücher zu Architektur veröffentlicht. Mit dem Namen von Barnabás Winkler sind der den im 20. Jh. dauerhaftes Lebenswerk erschaffenen 17 Architekten 2010 postum übergebene Miklós Ybl-Preis und das die Tätigkeit der Ausgezeichneten vorstellende Buch verbunden.
Barnabás Winkler als Architekt wurde 2005 mit Károly Kós-Preis, 2008 mit dem Budapester Architektenpreis, 2009 mit dem Miklós Ybl-Preis ausgezeichnet. Für das Entwerfen der Nationalen Gedenkstätte in Balf hat er den Simon-Wiesenthal-Preis erhalten.
Vor beinahe 40 Jahren lenkte ein als Nachlass zu ihm gelangter Weinkrug seine Aufmerksamkeit auf die pinken Produkte, sein Sammelfleiß wurde geweckt, dessen Ergebnis die aus über tausend Stücken bestehende Kollektion ist. Die pinken Porzellanfayence-Gegenstände, die über hundert Jahre in Gebrauch gewesen waren, wurden zunächst 2007 in Budapest vorgestellt. Auf die erste Vorstellung folgten mehrere kleinere Ausstellungen in anderen Städten Ungarns. Vom abenteuerhaften Sammeln der aus den ersten Jahrzehnten der Zsolnay-Manufaktur stammenden Gebrauchsgegenstände erzählt er in dem von ihm unter dem Titel „Am Anfang war es pink…“ veröffentlichten Buch.
Herr Winkler freut sich sehr darüber, dass seine Sammlung von nun an im Geburtsort der „Pinken Serie“ zur Vorstellung des Erfolges der ersten Jahrzehnte der Zsolnay-Manufaktur beitragen kann.